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14/4112. An Johann Friedrich Cotta

Für Ihren Brief vom 29. Jul. muß ich Ihnen, werthester Herr Cotta, vielen Danck sagen, indem er 189 meinen Entschluß in unserer Angelegenheit bestimmte. Ich trete völlig Ihrer Meynung bey. Wir wollen uns noch auf zwey Stücke einrichten und zwar das erste etwa auf Weynachten, das zweyte, wann es sich schicken will, herausgeben, und durch diese Zögerung einen Abschnitt vorbereiten. Es versteht sich daß der Schade, der dabey eintritt, nicht ganz auf Ihre Seite fallen kann; wir werden uns jede billige Verminderung des Honorars gerne gefallen lassen.

Was meine übrigen Verhältnisse als Autor betrifft davon kann ich Ihnen vertrauliche Eröffnung thun. Herr Unger wird als 7ten Band meine kleinen zerstreuten Gedichte zusammendrucken, zu dem achten findet sich vielleicht was ähnliches. Weiter habe ich keine Verbindungen. Daß Herr Vieweg Hermann und Dorothea auch als ersten Band neuster Schriften ausgiebt daran thut er nicht wohl, indem hierüber zwischen uns nichts verabredet worden.

[ Gräf Nr. 952: Was also diejenigen größeren Arbeiten betrifft, sowohl epischer als dramatischer Form die mich gegenwärtig beschäftigen, so habe ich über dieselben völlig freye Hand, und, ob man gleich für die Zukunft, wegen so mancher eintretenden Zufälligkeiten, nichts versprechen soll, so glaube ich doch in mehreren Rücksichten die Zusage schuldig zu seyn: daß ich Ihnen, wie etwas zur Reife gedeiht, davon Nachricht geben, Ihre Gedanken vernehmen und, unter gleichen Bedingungen, Ihnen den Vorzug gern zugestehen werde.

190 Dieses war bey mir schon früher ein stiller Vorsaz, den mir Ihr Charackter und Ihre Handelsweise abnöthigten eh mir die letzten Ereignisse noch mehr Verbindlichkeit gegen Sie auferlegten. ]

Zur Wiedergenesung Ihrer lieben Frauen, der ich mich bestens empfehle, wünsche von Herzen Glück. Ich hoffe daß indeß ihre Gesundheit sich recht wird bestätigt haben.

Für den Damen Calender dancke ich schönstens und bitte beykommendes in die allgemeine Zeitung setzen zu lassen. An einen Plaz und auf eine Weise daß es hübsch in die Augen fällt.

Der ich recht wohl zu leben wünsche

Jena d. 22. Sept. 99.

Goethe.