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[ Gräf Nr. 1333: Anzeige von Goethe's sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzter Hand. Unter des Durchlauchtigsten Deutschen Bundes schützenden Privilegien.

I. Band. Gedichte. Erste Sammlung: Zueignung; Lieder; Gesellige Lieder; Balladen; Elegien; Epigramme; Weissagungen des Bakis; Vier Jahreszeiten.

II. Gedichte. Zweite Sammlung: Sonette; Cantaten; Vermischte Gedichte; Aus Wilhelm Meister; Antiker Form sich nähernd; An Personen; Kunst; Parabolisch; Gott, Gemüth und Welt; Sprichwörtlich; Epigrammatisch. (Beide Bände, außer wenigen Einschaltungen, Abdruck der vorigen Ausgabe.)

III. Gedichte. Dritte Sammlung: Lyrisches; Loge; Gott und Welt; Kunst; Epigrammatisch; Parabolisch; Aus fremden Sprachen; Zahme Xenien, erste Hälfte. (Dieser Band enthält Neues, Bekanntes gesammelt, geordnet und in die gehörigen Verhältnisse gestellt.)

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IV. Gedichte. Vierte Sammlung: Festgedichte; Inschriften, Denk- und Sendeblätter; Dramatisches; Zahme Xenien, zweite Hälfte. (Hievon gilt das Obige gleichfalls: die Denkblätter sind aus unzähligen ausgesondert, an einzelne Personen gerichtet, charakteristisch und mannichfaltig. Da man den hohen Werth der Gelegenheitsgedichte nach und nach einsehen lernt und jeder Talentreiche sich's zur Freude macht, geliebten und geehrten Personen zur festlichen Stunde irgend etwas Freundlich-Poetisches zu erweisen, so kann es diesen kleinen Einzelheiten auch nicht an Interesse fehlen. Damit jedoch das Einzelne, bedeutend Bezeichnende durchaus verstanden werde, so hat man Bemerkungen und Aufklärungen hinzugefügt. Der zahmen Xenien sind manche neue.)

V. West-östlicher Divan, in zwölf Büchern: Buch des Sängers, des Hafis, der Liebe, der Betrachtungen, des Unmuths, der Sprüche, des Timur, Suleika's, des Schenken, des Parsen, der Parabeln, des Paradieses. (Stark vermehrt, wo nicht an Zahl, doch an Bedeutung.) Anmerkungen zu besserem Verständniß (sind unverändert geblieben).

VI. Ältere Theaterstücke: Die Laune des Verliebten; Die Mitschuldigen; Die Geschwister. Übersetzte: Mahomet; Tancred. Vorspiele und dergleichen: Paläophron und Neoterpe; Vorspiel 1807; Was wir bringen, Lauchstädt; Was wir bringen, Halle; Theaterreden.

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VII. Größere neuere Stücke: Götz von Berlichingen; Egmont; Stella; Clavigo.

VIII. Größere ernste Stücke: Iphigenia in Tauris; Torquato Tasso; Die natürliche Tochter; Elpenor.

IX. Opern und Gelegenheitsgedichte: Claudine von Villa bella; Erwin und Elmire; Jery und Bätely; Lila; Die Fischerin; Scherz, List und Rache; Der Zauberflöte zweiter Theil; Maskenzüge; Karlsbader Gedichte; Des Epimenides Erwachen.

X. Symbolisch-humoristische Darstellungen: Faust; Puppenspiel; Fastnachtsspiel; Bahrdt; Parabeln; Legende; Hans Sachs; Mieding; Künstlers Erdewallen; Künstlers Apotheose; Epilog zu Schillers Glocke; Die Geheimnisse.

XI. Symbolisch-satirische Theaterstücke: Triumph der Empfindsamkeit; Die Vögel; Der Groß-Cophta; Der Bürgergeneral; Die Aufgeregten; Unterhaltung der Ausgewanderten. (Letzteres, obgleich nicht eigentlich dramatisch, hat man hier angefügt, weil es im Sinne der drei Vorhergehenden geschrieben ist und das große Unheil unwürdiger Staatsumwälzung in lebhaftem Dialog vor die Seele bringt.)

XII. Epische Gedichte und Verwandtes: Reineke Fuchs; Hermann und Dorothea; Achilleis; Pandora.

XIII. Romane und Analoges: Leiden des jungen Werther; Schweizerbriefe; Schweizerreise.

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XIV. Die Wahlverwandtschaften.

XV. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Erster Band.

XVI. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Zweiter Band.

XVII. Desselben Wanderjahre. Erster Band.

XVIII. Desselben Wanderjahre. Zweiter Band. (Die wunderlichen Schicksale, welche dieß Büchlein bei seinem ersten Auftreten erfahren mußte, gaben dem Verfasser guten Humor und Lust genug, dieser Production neue, doppelte Aufmerksamkeit zu schenken. Es unterhielt ihn, das Werklein von Grund aus aufzulösen und wieder neu aufzubauen, so daß nun in einem ganz Anderen dasselbe wieder erscheinen wird.)

XIX. Aus meinem Leben. Erster Theil.

XX. Deßgleichen. Zweiter Theil.

XXI. Deßgleichen. Dritter Theil.

XXII. Deßgleichen, fragmentarisch bis in den November 1775.

XXIII. Deßgleichen bis in den September 1786.

XXIV. Italiänische Reise. Erster Band: Bis Rom.

XXV. Italiänische Reise. Zweiter Band: Bis Sicilien.

XXVI. Italiänische Reise. Dritter Band: Zweiter Aufenthalt in Rom; Römisches Carneval; Cagliostro; Rückreise; Wirkung und Folge dieser Fahrt; 113 zweite Reise nach Venedig; Campagne in Schlesien von 1791. (Bekanntes und Neues schlingt sich hier in einander.)

XXVII. Campagne von 1792 und Belagerung von Mainz.

XXVIII. Annalen meines Lebens. Erster Band.

XXIX. Fortsetzung derselben. Zweiter Band. (Von dem Vielen, was hier zu sagen wäre, vorerst nur Folgendes: Bis 1792 ist die Darstellung flüchtig behandelt, alsdann aber abwechselnd ausführlicher, auch gewinnt sie einen ganz verschiedenen Charakter, bald als Tagebuch, bald als Chronik. Sie nimmt alsdann die Gestalt von Memoiren und durch wiederholtes Eingreifen in das Öffentliche die Bedeutung der Annalen an; sie wird geschichtlich, sogar weltgeschichtlich, da der Verfasser wohl sagen darf, daß, wie er draußen die Universalhistorie aufgesucht, sie ihn dagegen wieder in Haus und Garten heimgesucht habe.)

XXX bis XXXIII. (In diesen Bänden wechselt eine große Mannichfaltigkeit des Inhalts und der Form: es sind biographisch-literarische Mittheilungen, als Supplemente zu dem, was sich auf den Verfasser, seine Bestrebungen und Schicksale bezieht. Die Recensionen in den Frankfurter Anzeigen vom Jahre 1772 geben Anlaß, die frühen ernsteren und muthwilligen Productionen einzuleiten, literarischkritische 114 Mittheilungen aus verschiedenen Tagesblättern und -heften füllen den Raum bis zu den jenaischen Recensionen von 1804 ziemlich aus. Hier werden manche analoge Einzelheiten historischer, biographischer, rednerischer Art einschreiten und von sonstigem Verwandtem und dahin Einschlagendem die mannichfaltigsten Versuche mitgetheilt werden. Vielleicht fände man Raum, frühere Studien, z.B. zu Götz von Berlichingen, Iphigenia und sonst, zu belehrender Unterhaltung vorzulegen.)

XXXIV. Benvenuto Cellini. Erster Theil.

XXXV. Benvenuto Cellini. Zweiter Theil.

XXXVI. Philipp Hackert.

XXXVII. Winckelmann und sein Kunstjahrhundert.

XXXVIII. Rameau's Neffe von Diderot, und sonstige französische, englische, italiänische Literatur in Bezug auf des Verfassers Verhältnisse zu Dichtern und Literatoren jener Länder.

XXXIX und XL. Diese zwei letzten Bände werden theils durch ernöthigte Spaltung einiger vorhergehender, theils durch Bearbeitung gehaltreicher Vorräthe hinlänglich zu füllen sein.

Was für Naturwissenschaft geleistet worden, soll in einigen Supplementbänden nachgebracht und besonders darauf gesehen werden, daß einmal der Sinn, mit welchem der Autor die Natur im Allgemeinen erfaßt, deutlich hervortrete und sodann auch, was aus 115 und mit demselben im Besondern gewirkt worden, sich nach seinem Werth und Einfluß darlege.

Ziehe ich nun aber in Betrachtung, welchermaßen ich in den Stand gesetzt worden, das so eben geschlossene Verzeichniß den Freunden deutscher Zunge vorzulegen, so wird es zur Schuldigkeit, vor allen Dingen den gefühltesten Dank für die hohe Vergünstigung auszusprechen, derentwegen ich sämmtlichen erhabenen deutschen Bundesstaaten verpflichtet bin.

Eine der hohen Bundesversammlung zu Frankfurt am Main übergebene bescheidene Bittschrift um Sicherung der neuen vollständigen Ausgabe meiner sämmtlichen Werke gegen den Nachdruck und dessen Verkauf ward sogleich durch die verehrlichen Gesandtschaften einstimmig geneigtest aufgenommen mit der Erklärung, deßhalb günstig an die respectiven Herren Committenten berichten zu wollen.

Bald erfuhr ich die erwünschteste Wirkung, indem von den sämmtlichen allerhöchsten, höchsten und hohen Gliedern des deutschen Bundes eigens verfaßte Privilegien eingingen, wodurch mir das unantastbare Eigenthum meiner literarischen Arbeiten sowohl gegen den Nachdruck als gegen jeden Verkauf desselben gesichert wird.

Sind nun diese mir verliehenen, mit landesherrlicher Unterschrift eingehändigten Documente höchlichst zu schätzen wegen des Zeitlichen, das mir dadurch 116 und den Meinigen gegründet wird, so sind solche zugleich mit dankbarer Verehrung anzuerkennen wegen der gnädigst und hochgeneigtest ausgesprochenen Rücksichten auf die vieljährig ununterbrochene Bemühung, ein von der Natur mir anvertrautes Talent zeitgemäß zu steigern und dadurch besonders in literarischem und artistischem Sinne meinem Vaterlande nützlich zu sein.

Und so kann mir nur der Wunsch noch übrig bleiben, die etwa vergönnten Lebenstage treulich anzuwenden, daß alles Mitzutheilende den höheren Zwecken der Zeit und ihrer Folge durchaus geeignet erscheinen möge.

Nun möchte von so manchem, was hier noch zu sagen wäre, nur zu berühren sein, wie man der gegenwärtig angekündigten Ausgabe die Prädicate von sämmtlich, vollständig und letzter Hand zu geben sich veranlaßt gefunden.

In wie fern hier die sämmtlichen Werke verstanden werden, ergibt sogleich die Ansicht des Verzeichnisses. Man findet das bisher einzeln Abgedruckte, auch schon früher zu Bändereihen Vereinigte abermals beisammen. Hiernächst ist manches bisher zerstreut und außer Zusammenhang Gedrucktes und deßhalb minder Beachtetes hinzugefügt; sodann alles, was vorerst werth schien, aus den Papieren des Verfassers mitgetheilt zu werden.

Vollständig nennen wir sie in dem Sinne, daß 117 wir dabei den Wünschen der neuesten Zeit entgegenzukommen getrachtet haben. Die deutsche Cultur steht bereits auf einem sehr hohen Puncte, wo man fast mehr als auf den Genuß eines Werkes auf die Art, wie es entstanden, begierig scheint und daher die eigentlichen Anlässe, woraus sich jenes entwickelt, zu erfahren wünscht; so ward dieser Zweck besonders in's Auge gefaßt, und die Bezeichnung vollständig will sagen, daß theils in der Auswahl der noch unbekannten Arbeiten, theils in Stellung und Anordnung überhaupt vorzüglich darauf gesehen worden, des Verfassers Naturell, Bildung, Fortschreiten und vielfaches Versuchen nach allen Seiten hin klar vor's Auge zu bringen, weil außerdem der Betrachter nur in unbequeme Verwirrung gerathen würde.

Der Ausdruck letzter Hand jedoch ist vorzüglich vor Mißverständniß zu bewahren. Wo er auch je gebraucht worden, deutet er doch nur darauf hin, daß der Verfasser sein Letztes und Bestes gethan, ohne deßhalb seine Arbeit als vollendet ansehen zu dürfen. Da ich nun aber, wie aus Vergleichung aller bisheriger Ausgaben zu ersehen wäre, an meinen Productionen von jeher wenig zu ändern geneigt gewesen, weil mir das, was zuerst nicht gelang, in der Folge zu bessern niemals gelingen wollen, so wird man auch in dieser wenig verändert finden.

An die bisher nicht gekannten oder minder geachteten Aufsätze ist hingegen genugsamer Fleiß gewendet 118 worden, so daß sie theilweise von einer späteren Bildung gar wohl Zeugniß geben können.

Freunde, die mir in der Folge sie zu nennen erlauben werden, haben mir treulich beigestanden, eine kritische Auswahl zu treffen und verschiedene Arbeiten in verschiedenen Rücksichten, im ästhetischen, rhetorischen, grammatischen Sinne annehmlicher zu machen; wie denn auch zuletzt für übereinstimmende Rechtschreibung, Interpunction, und was sonst zu augenblicklicher Verdeutlichung nöthig wäre, möglichst gesorgt worden ist.

Solche Männer sind es, welchen vollkommene Übersicht und Kenntniß von meinen Papieren und von dem zu gegenwärtiger Ausgabe bestimmten Vorrath gegeben wird, damit auf keinen Fall in dem einmal begonnenen Geschäft eine Stockung eintreten könne.

Wie nun hiernach die Verlagshandlung an ihrem Theile geneigt sei, auch in diesem Sinne sorgfältig zu verfahren und zwar einen nicht prächtigen, aber anständigen doppelten Abdruck um einen annehmlichen Preis zu liefern, möge sie nunmehr selbst aussprechen.

Mir aber sei zum Schluß erlaubt, Gönnern und Freunden, Lernenden und Lesern bemerklich zu machen, daß jede theilnehmende Unterzeichnung auch mir und den Meinigen unmittelbar zu Gute kommen würde, für welches neue Wohlwollen ich wie für das bisherige verbindlichst dankend mich unterzeichne.

Weimar, den 1. März 1826.

Goethe.

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Die unterzeichnete Buchhandlung, beehrt mit dem Verlag von Goethe's sämmtlichen Werken letzter Hand in vierzig Bänden, glaubt den verschiedenen Äußerungen der zahlreichen Verehrer des Verfassers nicht besser entsprechen zu können, als wenn sie durch mehrere Ausgaben und Auflagen jeden in den Stand setzt, nach seinen Wünschen und Verhältnissen zu wählen.

Sie wird demnach eine Taschenausgabe in Sedez und eine Octavausgabe veranstalten, und zwar auf folgende Weise und unter beigesetzten Bedingungen:

I. Die Taschenausgabe.

a) Auf schönem weißem Druckpapier mit neuen Typen, nach dem hier beigefügten Musterblatt.

1. Sie erscheint in acht Lieferungen, jede von fünf Bänden zu achtzehn bis dreiundzwanzig Bogen.

2. Die erste Lieferung wird zu Ostern 1827 ausgegeben, der sodann von Halb- zu Halbjahr die weiteren Lieferungen folgen, so daß in vier Jahren die ganze Sammlung von vierzig Bänden vollendet sein soll.

3. Diejenigen, welche bis zur Michaelismesse dieses Jahres unterzeichnen, zahlen bei der Unterzeichnung 1 Rthlr. 12 Gr., eben so viel bei jeder Lieferung, so daß die letzte dann unentgeltlich abgegeben wird.

4. Wer sogleich bei der Subscription den ganzen Betrag entrichten will, darf bis zur Michaelismesse dieses Jahres statt 12 Rthlr. nur 10 Rthlr. 12 Gr. zahlen.

5. Wer bei uns direct auf neun Exemplare unterzeichnet, erhält das zehnte unentgeltlich.

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b) Auf Velinpapier.

6. Der Subscriptionspreis für die Taschenausgabe auf Velinpapier ist 18 Rthlr., wovon 6 Rthlr. bei Unterzeichnung, 6 Rthlr. bei Ablieferung der dritten und 6 Rthlr. bei der fünften Lieferung bezahlt werden, die weiteren Lieferungen werden unentgeltlich abgegeben.

II. Octavausgabe.

Diese ebenfalls aus vierzig Bänden bestehende Ausgabe, Format und Druck wie die frühere Octavausgabe von Goethe's Werken, erscheint auf Velin, Schweizerpapier und schönem Druckpapier.

1. Ausgabe auf Velin, jede Lieferung von fünf Bänden zu 6 Rthlr. 8 Gr., und zwar 12 Rthlr. 16 Gr. bei der Unterzeichnung und 6 Rthlr. 8 Gr. bei jeder Lieferung zu bezahlen; die siebente und achte Lieferung wird dann unentgeltlich abgegeben.

2. Ausgabe auf Schweizerpapier, jede Lieferung zu fünf Bänden 5 Rthlr., und zwar 10 Rthlr. bei der Unterzeichnung und bei jeder Lieferung 5 Rthlr. zu bezahlen; die siebente und achte Lieferung unentgeltlich.

3. Ausgabe auf schön weiß Druckpapier, jede Lieferung von fünf Bänden 4 Rthlr., wovon 4 Rthlr. bei Unterzeichnung und 4 Rthlr. bei jeder Lieferung, so daß die achte unentgeltlich gegeben wird.

Die nachzubringenden wenigen Supplementbände werden zu denselbigen verhältnißmäßigen Bedingungen gegeben werden.

Stuttgart, den 4. März 1826.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung. ]