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8/2500. An den Herzog Carl August

Verzeihen Sie daß ich beym Abschiede von meinem Reisen und Außenbleiben nur unbestimmt sprach, selbst ietzt weiß ich noch nicht was aus mir werden soll.

Sie sind glücklich, Sie gehen einer gewünschten und gewählten Bestimmung entgegen, Ihre häusliche Angelegenheiten sind in guter Ordnung, auf gutem 12 Weege, und ich weis Sie erlauben mir auch daß ich nun an mich dencke, ja Sie haben mich selbst oft dazu aufgefodert. Im Allgemeinen bin ich in diesem Augenblicke gewiß entbehrlich, und was die besondern Geschäffte betrifft die mir aufgetragen sind, diese hab ich so gestellt, daß sie eine Zeitlang bequem ohne mich fortgehen können; ja ich dürfte sterben und es würde keinen Ruck thun. Noch viele Zusammenstimmungen dieser Constellation übergehe ich, und bitte Sie nur um einen unbestimmten Urlaub. Durch den zweyjährigen Gebrauch des Bades hat meine Gesundheit viel gewonnen und ich hoffe auch für die Elasticität meines Geistes das Beste, wenn er eine Zeitlang, sich selbst gelassen, der freyen Welt genießen kann.

[ Gräf Nr. 863b: Die vier ersten Bände sind endlich in Ordnung, Herder hat mir unermüdlich treu beygestanden, zu den vier letzten bedarf ich Muse und Stimmung, ich habe die Sache zu leicht genommen und sehe jetzt erst was zu thun ist, wenn es keine Sudeley werden soll. Dieses alles und noch viele zusammentreffende Umstände dringen und zwingen mich in Gegenden der Welt mich zu verlieren, wo ich ganz unbekannt bin, ich gehe ganz allein unter einem fremden Nahmen und hoffe von dieser etwas sonderbaar scheinenden Unternehmung das beste. ] Nur bitt ich lassen Sie niemanden nichts mercken, daß ich außenbleibe. Alle die mir mit und untergeordnet sind, oder sonst mit mir in Verhältniß stehen, erwarten mich von Woche zu Woche, 13 und es ist gut daß das also bleibe und ich auch abwesend, als ein immer erwarteter, würcke.

Hier schick ich Riedels Brief, wenn es Ihnen um ihn Ernst ist; so lassen Sie etwa durch Schmidten mit ihm handeln. Das beste wäre, dünckt mich, da er ohnedies den Grafen verlassen will, Sie ließen ihn kommen, bezahlten ihm die Reise, ließen ihn ein wenig prüfen, durch Herdern und sonst, und sähen wie Sie alsdann mit ihm einig würden.

Imhofs Jahr geht auch zu Ende, ich habe auf alle Fälle dem Rath Götze gesagt er solle 300 rh. bey Seite legen, vielleicht würden sie Ew. Durchl. gegen eigenhändige Quittung abholen lassen. Sonst fällt mir nichts ein was ich zu erinnern hätte.

Leben Sie wohl das wünsch ich herzlich, behalten Sie mich lieb und glauben Sie: daß, wenn ich wünsche meine Existenz ganzer zu machen, ich dabey nur hoffe sie mit Ihnen und in dem Ihrigen, besser als bisher, zu genießen.

Mögten Sie in allem was Sie unternehmen Glück haben und Sich eines guten Ausganges erfreuen. Wenn ich meiner Feder den Lauf ließe mögte sie wohl noch viel sagen, nur noch ein Lebe wohl und eine Bitte mich Ihrer Frau Gemahlinn angelegentlich zu empfehlen.

Carlsbad d. 2. Sept. 86.

G.

Noch ein Wort! Ich habe den Geheimen Assistenz Rath Schmidt bey meiner Abreise wie gewöhnlich gebeten sich der Kriegskommissions Sachen anzunehmen, er pflegt aber alsdann nur pressante Sachen abzuthun und läßt die übrigen liegen. Wollten Sie ihn wohl veranlassen daß er die kurrenten wie sie einkommen sämtlich expedirt, ich habe ihm ohnedies geschrieben daß ich Sie um verlängerten Urlaub gebeten. Seeger ist von allem genau unterrichtet und Schmidt thut es gerne.